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Daniel Schwarz – mystische Naturlandschaften

Daniel Schwarz – mystische Naturlandschaften

Daniel Schwarz erzählt in seinen Werken von dem Leben, der Transzendenz und der Kraft in und von der Natur, welche einer pantheistischen Sicht anknüpfen und doch von ihr losgelöst ist.
Der Natur schreibt Daniel Schwarz dabei die größte Form der Freiheit zu.

Mit pastös aufgetragenen Farbschichten oder Farbbereichen erarbeitet Daniel Schwarz Naturlandschaften, Landschaftsausschnitte oder Ökosysteme, welche traditionelle kompositorische Hierarchien von philosophisch-kulturwissenschaftlichen und geografisch nachvollziehbaren Landschaftsvorstellungen aufbrechen.

Teilweise setzen sich mehrere landschaftliche Fragmente in einem Werk zusammen, angedeutete Brüche bieten Kippmomente oder stabilisieren die Gesamtstruktur. Solche stilistischen Merkmale finden sich unter anderem in den Werken Ginster, Petrichor oder Grazientanz.

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Ginster (2020) | Öl auf Leinwand
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Petrichor (2021) | Öl auf Baumwolle
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Grazientanz (2020) | Öl auf Leinwand

Trotz des unmittelbaren Bezugs zur Landschaft und Natur sind die Werke von Daniel Schwarz nicht dem Genre der reinen und traditionellen Landschaftsmalerei zuzuordnen, sondern bieten Assoziationsräume zu definierten Grundstimmungen oder Eigenschaften und Gefühlen. Sie erinnern an Träume, in denen schöpferische Prozesse neuartige – wenngleich analogienreich zu vertrauten – Welten hervorbringen.

Das künstlerische Selbstverständnis von Daniel Schwarz erschließt mit der Bedeutung von
`Natur‘ und `Landschaft´:
Natura (lateinisch) wird mit Geburt gleichgesetzt, sie ist das von der Schöpfung Entstandene.
Landschaft stellt ein räumlich definiertes Erscheinungsbild dar, welches gleichermaßen innere wie äußerliche Eigenschaften aufweist. Es entstehen Naturlandschaften mit fragilem, zartem, poetischem zugleich stürmischem, rauem oder nebulösem Charakter, wie unter anderem in Nachtigall, Herbstfeuer oder anheimfallen.

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Nachtigall (2020) | Öl auf Leinwand
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Herbstfeuer (2020) | Öl auf Leinwand
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anheimfallen (2020) | Öl auf Leinwand

Sie sind dichterisch, wobei Dichtung nicht lediglich im Kontext narrativer sondern vor allem poetischer Ausstattung steht.
Die poetischen Naturlandschaften vereinen Zerbrechlichkeit und Zartheit mit Gewalt und Potenz

Solch eine Ambivalenz zeugt von der Existenz göttlicher Kraft und versinnbildlicht die Ganzheit des menschlichen und kosmischen Seins. Sie zeigt sich in jeglicher Struktur, so auch in Naturstrukturen oder -fragmenten, mit dem wiederkehrenden Prozessen aus zerstörerischer Gewalt neues Leben zu schaffen.
Den Veränderlichkeiten einher geht das Phänomen der Flüchtigkeit von Seins-Zuständen und der Vergänglichkeit schlechthin.
Aus dessen Erkenntnis wiederum erwachsen Empfindungen von Sehnsucht zum Vergangenen und dem Zukünftigen.
Ausgehend von der romantischen Weltauffassung des 19. Jahrhunderts, manifestieren sich Naturlandschaften des Künstlers zu Räumen mit romantischen Sehnsüchten transzendenter Erhabenheit.

Daniel Schwarz adaptiert nicht Inhalte altmeisterlicher Werke, sondern lässt die Essenz von Sehnsucht zur Natur in seinen fantastischen Grundstimmungen einfließen. Sie erheben sich über tendenzielle zeitgenössische Überspitzungen eines durch technische und medizinische Errungenschaften geformten Übermenschen
– seine Werke können als Mahnmal menschlicher Hybris aufgefasst werden.
In den Arbeiten von Daniel Schwarz entstehen Welten voller Mystik, welche an die träumerischen Sphären von Marc Chagall oder Odilon Redon anknüpfen, ohne deren Werkinhalte zu zitieren.

In künstlerischer Virtuosität erheben sich Naturmystiken, in denen das Aufbrechen von Sichtweisen des Betrachters manifestiert wird.
Wildrose, Elegie, Vergissmeinnicht oder Mai bilden Ausschnitte eines größeren Komplexes.

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Wildrose (2020) | Öl auf Leinwand
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Elegie (2020) | Öl auf Baumwolle
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Mai (2020) | Öl auf Leinwand

Wie durch einen unsichtbaren Sog, findet sich der Betrachter in der Landschaft wieder, wird mit dessen Habitat konfrontiert. Wenngleich diese Werke den Eindruck vermitteln, ein Ausschnitt von etwas Größerem zu sein, sind sie autonom.
Andere Werke gewähren dem Betrachter Einblicke in komplexe Naturkosmen, wie Veilchen oder Hera. Sehgewohnheiten werden aufgebrochen, mit künstlerischen Mitteln Schärfe und Unschärfe als eingefrorener Momentanzustand des Betrachtens festgesetzt.
In einer Werkreihe entstehen mittels einer an Druckgrafiken angelehnter künstlerischen Verfahrenstechnik Assoziationen von Räumlichkeit, Natur und Landschaft. In uimere und iureka verdichten sich Elemente von Landschaftsmotiven in einem Raum.

Daniel Schwarz vermag es meisterlich mit solcher Überhöhung der landschaftlichen All-Präsenz, jegliche Erwartungshaltungen von Landschaften des Betrachters zu erschüttern.

Anja Ritter (Kunsthistorikerin M.A.) | Text(1/2021)
zur Publikation: Daniel Schwarz.Naturmystiken
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